«Актуальные вопросы в сфере социально-экономических, технических и естественных наук и информационных технологий» (3-4 апреля 2014г.)

Chodos I. O., Prychodko A. M., Ponomarova L. F.

Nationale Oles Gontschar – Universität Dnipropetrowsk

COMPUTERMETAPHER UND FUNKTIONALISMUS ALS ARBEITSHYPOTHESEN DER KOGNITIONSWISSENSCHAFT

Wichtige Impulse für die Darstellung mentaler Wissensstrukturen und die Modellierung kognitiver Prozesse erhielten Linguistik und Psychologie durch die Programme und Simulationsstudien der sich stetig entwickelnden Computerwissenschaft (insbesondere im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI). Die vage und intuitiv gehaltenen Wissensrepräsentationen der Psychologie wurden analog zu den in der KI ausgearbeiten Repräsentationen gestaltet und damit formal präzisiert. Die Annäherung von KI-Forschung und Psychologie wurden Mitte der 70er Jahre zum Anstoß für die Entwicklung einer neuen Wissenschaft, der Kognitiven Wissenschaft. Diese interdisziplinäre Wissenschaft integriert Erkenntnisse aus dem Bereich der Psychologie, Computerwissenschaft, Linguistik, Philosophie und Neurowissenschaft mit dem Ziel, kognitive Phänomene umfassend zu erforschen.

In der wissenschaftlichen Diskussion werden Forschunsgegenstände, von denen man noch keine ausreichende Kenntnis besitzt, oft in Analogie zu etwas Anderem gesetzt, was man besser versteht. In der neueren Zeit wird das menschliche Gehirn mit einer Telefonschaltzentrale und mit einem hydraluischen System verglichen. Mit dem Aufkommen der digitalen Computer rückte der Vergleich, das menschliche Gehirn funktioniere wie ein Computer, in den Mittelpunkt der kognitionsorientierten Forschung. Die Computermetapher hat dabei in der Kognitiven Wissenschaft den Status einer Arbeitshypothese [3].

Das kausale Verhältnis zwischen dem Programm und den Funktionen des Computers wird als methodologische Rechtfertigung für die Einbeziehung der nicht beobachtbaren mentalen Erklärungsgrößen vorgebracht. Da das beobachtbare Verhalten des physikalischen Systems Computer von internen Operationen determiniert wird, kann man die im Positivismus und Behaviorismus als Erklärungsmöglichkeiten ausgeklammerten mentalen Einheiten mit dem Hinweis auf ihre Brauchbarkeit in die Theoriebildung einbeziehen [4].

Das alte Geist/Körper-Problem wird zudem durch die Unterscheidung in Hardware und Software beim Computer neu erklärt: der menschliche Geist verhält sich zum Gehirn wie das Programm zur Maschine. So wie ein und dasselbe Programm, das in verschiedenen Typen von Computern ablaufen kann, von seiner materiellen Grundlage Weitgehend unabhängig ist, so ist die Kognition weitgehend unabhängig von ihrem physikalischen Substrat, der Neurophysiologie des Gehirns.

Die These, dass nicht die physikalische Grundlage des Gehirns für die Erklärung der Kognition relevant sei, sondern die Art und Weise seiner Verarbeitung, führt zu einemfunktionalistischen Ansatz [2].

Der in der Kognitiven Wissenschaft vorherrschende Funktionalismus beruft sich auf Descartes und die ihm folgende philosophische Tradition des Dualismus, geistige und körperliche Phänomene voneinander abzugrenzen und Denken als eine rein geistige Funktion aufzufassen. Die «Sprache des Geistes besteht aus mentalen Symbolstructuren in einem abstrakten Modus der Repräsentation und ist unabhängig von den physikalischen Eingenschaften der neuronalen Ebene des Gehirns zu beschreiben und zu erklären» [1].

Ein rigider Funktionalismus stößt inzwischen aber mehr und mehr auf Skepsis und Ablehnung. Immer mehr Kognitionswissenschaftler erachten es als wichtig, auch Befunde der Neurowissenschaften zu berücksichtigen. Dass der Vergleich, der menschliche Geist arbeite wie ein Computer, nur eine Arbeitsmetapher mit begrenztem heuristischem Wert dartstellt, wird mittlerweile ebenfalls in anderen Teilen der Kognitionswissenschaft realisiert. Besonders die neuesten Erkenntnisse über die funktionale Arbeitsweise des menschlichen Gehirns aus der Neurowissenschaft lassen die Computermetapher mehr und mehr zu einem wissenschaftshistorischen Relikt werden.

Literaturverzeichnis:

1. Fodor J. A. The Modularity of Mind: An Essay on Faculty Psychology / J. A. Fodor. – Cambridge: MIT Press, 1983. – 149 p.

2. Hirst W. The Making of Cognitive Science / W. Hirst. – N.Y.: Cambridge University Press, 1988. – 284 p.

3. Johnson-Laird P. N. The Computer and the Mind. An Introduction to Cognitive Science / P. N. Johnson-Laird. – London: Fontana Press, 1988. – P. 189–209.

4. Schwarz M. Einführung in die Kognitive Linguistik / M. Schwarz. – Tübingen; Basel: Francke, 1996. – 239 p.